Influencer sein ist ein Job. Versteht das endlich

Früher bin ich vor dem Fernseher eingeschlafen, heute mit meinem Handy in der Hand. Schließlich muss ich noch einmal kurz alle Insta-Storys durchklicken.

Neulich die von Marina The Moss, eigentlich Marina Ilic: 193.000 Follower, wirbt für Marken wie Wilkinson, L’Oreal oder Zalando, mal trägt sie Leder-Boots für 1000, mal Rüschenkleider für 60 Euro.

Gleichzeitig zeigt sie ihren Alltag, wie sie zum Beispiel Zeit mit ihrem Freund Philipp, kurz Philiii, verbringt. Wie er im Dunkeln versucht, neue Jalousien am Wohnungsfenster zu befestigen. Das sei alles Schrott erzählt sie, während er sich am Fenster abmüht.

Einerseits Produkte in die Kamera halten, andererseits der Community zeigen, wer man ist. Man kann das als belanglos abtun und nervig finden. Aber so sieht modernes Marketing aus, so verdienen viele unserer Generation heute Geld.

Daran ist nichts schlimm, nichts verwerflich!

Während sich früher die Modezeitschriften bei mir stapelten, tut mein Daumen heute abends weh, weil ich zu viel auf dem Smartphone getippt habe. Mit den Storys von Marina the Moss, Caro Daur oder Wana Limar fahre ich zur Arbeit, sitze ich beim Essen oder schlafe mit ihnen ein.

Influencer nennt man sie – Menschen, die wegen ihrer großen Zahl an Followern auf Sozialen Netzwerken von Unternehmen für die Verbreitung von Werbung angefragt werden.

Sie sind eine menschliche Werbeplattform. Den Unternehmen geht es bei der Vermarktung von Produkten um Reichweite und in diesen Menschen haben sie die gefunden. Noch dazu sind Influencer den potenziellen Kunden sehr nah. Während Models oder Promis früher weit weg erschienen, in ihrer eigenen Champagner-Welt lebten, sind Influencer eben wie du und ich – mit Jalousien-Montage-Problemen.

Das ist der Papa unter den Mama-Bloggern

Wenn mir Marina ein neues Shampoo anpreist, nehme ich ihr das eher ab als einem Supermodel. Kein Wunder also, dass Firmen bereit sind, viel Geld dafür zu zahlen, wenn ein Influencer ein Produkt bewirbt. Eine Million Euro pro Jahr soll Deutschlands Erfolgreichste, Caro Daur, verdienen. (Meedia)

Nun gibt es aber Leute, die sagen: “Diese Influencer leisten nichts und verdienen trotzdem so viel!” Mich regt diese Haltung auf.

Denn: Was leisten denn Models wie Kate Moss oder Gigi Hadid? Oder Moderatoren wie Joko und Klaas? Oder Schauspielern wie Elyas M’Barek? Es geht bei all diesen Berufen um Unterhaltung – und Influencer gehören zu dieser Branche jetzt dazu.

So präsentiert sich Caro Daur auf Instagram:

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Der nächste ungerechte Vorwurf: “Influencer lassen es sich ja den ganzen Tag nur gut gehen.”

Ja, sie bekommen Reisen rund um die Welt und in traumhafte Hotels am Meer finanziert, tragen immer die angesagtesten Klamotten. Die andere Seite, die auf keinem Instagram-Bild zu sehen ist: 100 bis 200 Mails kommen pro Tag, erklärte Wana Limar neulich bei Instagram-Storys.

Es geht darum, neue Werbedeals zu verhandeln, Termine für den roten Teppich abzustimmen, Reisen zu buchen, zu den nächsten Fashion-Events zu düsen, für Fotoshootings geschminkt zu werden.

Es gibt zwar Agenturen, die bei all dem helfen. Aber einen Acht-Stunden-Tag hat eine Caro Daur bestimmt nicht.

M’Barek – seit “Fack ju Göhte” Idol vieler Teenager – müsste all das eigentlich wissen. Und trotzdem machte er sich vergangene Woche über Daur lustig (bento). Ausgerecht auf einer Werbeveranstaltung, auf der beide auftraten.

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